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2019 | Buch

Integrative Medizin

Evidenzbasierte komplementärmedizinische Methoden

herausgegeben von: Prof. Dr. Michael Frass, Dr. Lothar Krenner

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Integration ist in der Gesellschaft zu einem Schlüsselbegriff geworden – auch in der Medizin. Die ganzheitliche Anwendung unterschiedlicher medizinischer Konzepte kann zu einer Steigerung der Therapieeffekte und zu einer Reduktion der Kosten im Gesundheitswesen führen.

Das Buch bietet einen umfassenden Überblick über die vielfältigen Methoden innerhalb der Komplementärmedizin sowie die entsprechenden diagnostischen und therapeutischen Ansätze. Eine Besonderheit dieses Buches ist die Darstellung der jeweiligen evidenzbasierten Studienlage, die sich insgesamt deutlich verbessert hat und die Möglichkeiten der Integration in das bestehende westliche Medizinsystem untermauert. Berücksichtigt werden ferner die naturwissenschaftlichen Grundlagen, rechtlich-ethische Aspekte der Ganzheitsmedizin und der Stand der europäischen Forschungsbemühungen.

Dieses Kompendium soll somit dazu dienen, die Grundlagen für eine Ergänzung des gegenwärtigen konventionellen medizinischen Alltags zu schaffen. Es soll das große Potenzial und den Umfang der Medizinkunst aufzeigen und dazu beitragen, die Ganzheitlichkeit der Medizin wiederherzustellen und das umfangreiche Wissen der klinischen Erfahrungsheilkunde gleichrangig in die westliche Medizin zu integrieren.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Einführung

Frontmatter
1. Integrative Medizin – die Wiederentdeckung der Ganzheit
Zusammenfassung
Es ist keine Frage, dass die wichtige Rolle der naturwissenschaftlich orientierten konventionellen Schulmedizin in einem modernen Gesundheitssystem vorhanden ist und vorhanden bleibt. Zusätzlich ist jedoch eine Verbreiterung der diagnostischen und therapeutischen Palette aus dem Bereich der ärztlichen Komplementärmedizin erforderlich. Im Sinne einer effizienten und sparsamen Medizin ist es erforderlich, das Know-how aus allen unterschiedlichen Medizinsystemen zu einer ganzheitlichen Medizin zusammenzuführen. Die Aufgabe eines modernen Gesundheitssystems muss es daher sein, die dafür notwendigen Bewusstseinsentwicklungsprozesse für den einzelnen Menschen und für die Gesellschaft als Ganzes zu initiieren und durchzuführen. Nur dadurch kann die Medizin ihrer primären Aufgabe gerecht werden, die Gesundheit der Menschen zu erhalten und der Entstehung von Krankheiten vorzubeugen.
Lothar Krenner
2. Medizin – eine Disziplin zwischen Naturwissenschaft und Kunst
Zusammenfassung
Für den Naturwissenschaftler scheint es selbstverständlich zu sein, dass sich die Medizin der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse und der Erfolge, die Naturwissenschaft und Technik aufzuweisen haben, inhaltlich bedient. Für ihn ist es also keine Frage, dass die Naturwissenschaft und ihre technischen Konsequenzen für die Medizin ein wichtiges Hilfsmittel sind. Naturwissenschaft befasst sich mit Reproduzierbarem. Nach Kant ist die Würde des Menschen seine Einmaligkeit. Medizin darf weder auf Naturwissenschaft verzichten noch sich darauf reduzieren. Medizin muss dabei die Aporie von offenem und kritischem Verhalten berücksichtigen, d. h. weder leichtgläubig noch borniert werden.
Herbert Pietschmann
3. Die Bedeutung der Komplementärmedizin in Gesellschaft und Gesundheitssystem
Zusammenfassung
Ziel dieses Kapitels ist es, den Lesern und Interessierten einen Überblick über die Bedeutung und den Stellenwert von komplementärmedizinischen Methoden hinsichtlich ihrer weltweiten Verwendung, ihrer Einsatzgebiete, der dafür aufgewendeten Kosten sowie der unterschiedlichen Rahmenbedingungen für den praktischen Einsatz zu geben. Dieser Überblick orientiert sich an grundlegenden Veröffentlichungen zu diesem Thema sowie an aktuellen Erhebungen und Entwicklungen. Insgesamt zeigt sich, dass die Verwendung von komplementärmedizinischen Methoden weltweit eine hohe Prävalenz aufweist und viele Methoden oder Maßnahmen von den Patienten selbstständig und ohne Anweisung oder Supervision durch medizinische Fachleute in Anspruch genommen werden.
Manfred Maier

Grundlagen

Frontmatter
4. Quantenphysikalische Grundlagen der integrativen Medizin
Zusammenfassung
Entstehen und Entwicklung der integrativen Medizin werden mit dem Neuaufbau der Naturwissenschaft durch die Quantenmechanik im 20. Jahrhundert verglichen. Durch die Quantenmechanik wurde es möglich, die Vielschichtigkeit der Natur ganzheitlich zu verstehen. Um der Komplexität des Lebens gerecht zu werden, ist aus quantenmechanischer Sicht eine Vielzahl von Heilsystemen unvermeidbar, denn was richtig oder falsch ist, hängt von der Erkenntnisfähigkeit und damit vom Bewusstsein ab. Durch systematische Einbeziehung der für die Quantenphysik typischen alles mit allem verbindenden Realität bildet sich ein Bewusstsein aus, das alle möglichen Sichtweisen integriert. Integrative Medizin bedeutet in der Forschung eine Schwerpunktverschiebung vom objektiven Vergleich einzelner Therapien und Heilmittel zur bewusstseinsbezogenen Systematik aller Heilweisen, und in der Praxis ist sie die Berücksichtigung des einheitlichen Feldes aller Naturgesetze bei der Anwendung spezifischer Therapien.
Bernd Zeiger
5. Medizin: naturwissenschaftlich-reduktionistisch vs. integrativ-ganzheitlich
Zusammenfassung
Die konventionelle Medizin beruht auf der Basis des naturwissenschaftlichen Denkens. Die Akzeptanz naturwissenschaftlicher Denkprinzipien in der Medizin und deren konsequente Anwendung können als Basis für beeindruckende Fortschritte in der Diagnostik und Therapie verschiedener Erkrankungen anerkannt werden. Kennzeichen des menschlichen Organismus sind u. a. Komplexität und Dynamik. Ein ausschließlich naturwissenschaftlich-reduktionistischer Zugang zu Gesundheit und Krankheit missachtet diese Tatsache und sollte durch eine integrative Denkweise ergänzt werden.
Wolfgang Marktl
6. Naturwissenschaftliche Modellierung physiologischer Prozesse: Rückkopplung, Nichtlinearität und Chaos
Zusammenfassung
Der Beitrag schlägt eine Brücke von der Chaosforschung zur Physiologie. Dabei wird vom Selbstverständnis der Naturwissenschaften ausgegangen und die Bedeutung der Modellbildung erörtert. Dann wird erklärt, worum es bei Rückkopplung und (Nicht-)Linearität in diesem Zusammenhang geht. Es wird auf Gleichungen eingegangen und dabei zwischen algebraischen und Differenzialgleichungen unterschieden. Vor allem letztere werden zur Modellierung physiologischer Prozesse herangezogen. Zum weiteren Handwerkszeug gehören Begriffe wie Fixpunkt, Attraktor und Ljapunov-Exponent. Der rasche Informationsverlust bei nicht linearen Gleichungen wird anhand einer Sägezahnkurve illustriert. Danach wird auf höhere Dimensionen übergangen (d. h. gekoppelte Gleichungssysteme). Bei nicht linearen Differenzialgleichungen können zusätzlich Grenzzyklen auftreten („innere Uhr“) oder sogar chaotische Prozesse. In der Diskussion wird das erarbeitete Begriffsinventar auf konkrete physiologische Fragestellungen angewendet.
Karl W. Kratky
7. Niederenergetische Bioinformation
Zusammenfassung
Im ersten Teil des Beitrags beschreibt W. Marktl mögliche physiologische Grundlagen niederenergetischer Bioinformationen. Für das Leben – ein komplexes dissipatives offenes System – ist ständiger Informationsaustausch innerhalb des Organismus, aber auch mit der Umwelt unabdingbar. Informationsaufnahme, -weitergabe, -verarbeitung und deren Regulation werden beschrieben. Im zweiten Teil zeigt O. Bergsmann für Diagnose- und Behandlungsmethoden, deren Wirkung energetisch bzw. informationstheoretisch begründet wird, mögliche regulationsphysiologische Grundlagen auf. Dabei bedient er sich des Begriffs der (An)kopplung, die er als Oberbegriff für die in der Physiologie bekannten physikochemischen, elektromechanischen u. a. Kopplungen zur Darstellung von Veränderungen biologischer Parameter durch immaterielle Wirkgrößen nichtthermischer und nichtmechanischer Natur definiert. Die Wirkgrößen und die durch sie verursachten Veränderungen sind zwar sensorisch nicht wahrnehmbar, sie können aber dennoch Befindensstörungen verursachen.
Otto Bergsmann, Wolfgang Marktl, Roswitha Bergsmann
8. Das System der Grundregulation – Drehscheibe mit Schlüsselfunktion für Organismus und Ganzheitsmedizin
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird ein Übersichtsartikel von H. Heine über das System der Grundregulation (Grundsystem, SGR) durch eine Arbeit von O. Bergsmann über das chronische Belastungssyndrom (cBS) ergänzt, wodurch eine grundlegende Basis für das Verständnis der integrativen Medizin und die Auseinandersetzung mit ihr gegeben ist. Die Zusammenhänge zwischen den Elementen des Grundsystems und der komplexen Regulation des Organismus werden dargestellt, somit auch deren Bedeutung für Gesundheit, Krankheitsentstehung und Genesung – was besonders relevant bei Chronizität und Degeneration ist. Das SGR wird als nichtlineares System vorgestellt, es wird eine strukturelle Analyse der extrazellulären Matrix vorgenommen und über Zelladhäsion, Basalmembran und Glykosylierung referiert. O. Bergsmann beschreibt den Einfluss chronischer Belastung auf den menschlichen Organismus und sieht bei chronischen Krankheiten und Degeneration die gestörte Grundregulation im Zentrum von Pathogenese, Diagnostik und Therapie.
Hartmut Heine, Otto Bergsmann, Roswitha Bergsmann
9. Resilienz: der Weg der Krankheitsbewältigung
Zusammenfassung
Warum bleiben Menschen trotz Exposition gegenüber potenziell krankmachenden Gewohnheiten oder Erfahrungen gesund? Ist dafür entscheidend, was sie erleben, oder die Art, wie sie mit Herausforderungen ihres Lebens umgehen? Warum erholen sich Menschen unterschiedlich schnell von schweren Erkrankungen, bleiben danach von dieser Krankheit verschont oder werden wieder krank? Welche Menschen bleiben trotz intensiver Belastungsexposition leistungsfähig, freudvoll, friedvoll und sozial integriert? Eine der zentralen Fragen des Lebens lautet: Was macht Menschen krank oder was erhält siegesund? Die Beantwortung dieser Fragen hat mit Resilienz zu tun, d. h. mit der Toleranz eines Systems gegenüber Störungen von außen, der Bereitschaft des Systems, das Eigene zu erhalten und widerstandsfähig zu sein gegen äußere Beeinflussungen.
Raimund Jakesz

Spezielle diagnostische Methoden der Komplementärmedizin

Frontmatter
10. Herzratenvariabilität
Zusammenfassung
Die Analyse des vegetativen Nervensystems mithilfe der Herzraten- oder Herzfrequenzvariabilität (heart rate variability, HRV) ist ein klinisch-diagnostisches Verfahren mit langer Historie. Mithilfe der HRV-Analyse lässt sich anhand von geeigneten Kenngrößen die vegetative Regulationskapazität und -funktionalität eines Menschen bestimmen, und sie eignet sich als integrative Kenngröße zur kardiovaskulären Risikoabschätzung und Gesundheitsprognose sowie zur Therapiekontrolle für unterschiedliche klinische und therapeutische Adressatengruppen. Die HRV findet v. a. in grundlegenden biomedizinischen und psychophysiologischen Fragestellungen zur autonomen Funktion, kardiovaskulären Regulation, Risikostratifizierung, Gesundheitsprognose und Therapiekontrolle Anwendung, und sie eröffnet seit einigen Jahren auch den sportmedizinischen und physiotherapeutischen Forschungsfeldern vielfältige Anwendungsperspektiven.
Olaf Hoos
11. Physioenergetik – holistische Kinesiologie
Zusammenfassung
Physioenergetik ist ein ganzheitliches Testverfahren, das sowohl zur Diagnose als auch zur Therapie verwendet wird. Um mit dem Körper des Patienten und seinem Informationsfeld zu kommunizieren, wird der Armlängenreflex nach Van Assche genutzt. Als fach- und methodenübergreifende Testsystematik ist Physioenergetik effektiv, um Vernetzungen und komplexe Symptomursachen aufzudecken und die zielführendsten Behandlungsschritte zu ermitteln. Der Begriff „Diagnose“ wird hier nicht im üblichen Sinn verwendet, sondern durch das Konzept der „Prozessdiagnose“ ersetzt. Dadurch wird jeweils der nächste Therapieschritt festgelegt. Physioenergetik arbeitet mit dem ganzheitsmedizinischen Ansatz der Multikausalität und der verschiedenen Ebenen, die in einem hierarchisch geordneten Zusammenhang stehen und in der Reihenfolge ihrer Priorität behandelt werden.
Margot Van Assche
12. Funktionelle Myodiagnostik (Applied Kinesiology)
Zusammenfassung
Die funktionelle Myodiagnostik (Applied Kinesiology) bietet faszinierende Möglichkeiten, ganzheitsmedizinische Erkrankungen und Beschwerdebilder besser zu verstehen und zielgerichteter behandeln zu können. Ein großer Vorteil liegt im manualmedizinischen Zugang, die Durchführung von für das Verfahren zentralen Muskeltests erfolgt ohne apparativen Aufwand, ein Ergebnis liegt unmittelbar vor. Die FMD ersetzt nie standardmedizinische Methoden, sondern versteht sich als diese interdisziplinär integrierende Herangehensweise. Es ist von zentraler Bedeutung, dass unter Berücksichtigung der (individuellen) anatomischen Gegebenheiten standardisiert getestet wird. Der Einsatz der FMD in der Praxis hat zum Ziel, basierend auf einer individuellen Testung und Diagnose die Regulationsmechanismen des Patienten so zu unterstützen, dass sie die Gesundheit bzw. Gesundung möglichst nachhaltig positiv sicherstellen können.
Margit A. Riedl-Hohenberger, Christian Kraler
13. Elektroakupunktur nach Voll – ein ganzheitliches Diagnose- und Therapiesystem
Zusammenfassung
Bei der Elektroakupunktur (EAV) nach Voll handelt es sich um ein ganzheitliches Diagnose- und Therapiesystem. Die Methode geht auf den praktischen Arzt Dr. Voll zurück, der als Vorreiter einer ganzheitlichen Diagnostik und Therapie gilt. Heute beschäftigen v. a. chronische Krankheiten, Allergien, erworbene Dispositionen, Störfelder, Umweltgifte, Ernährung etc. die naturheilkundlich tätigen Ärzte. Die Methode der EAV ermöglicht viele Differenzialdiagnosen.
Elisabeth Wernhart-Hallas
14. Spezielle TAM-Diagnostik
Zusammenfassung
Die TCM-Diagnostik gebraucht ausschließlich die Sinnesorgane (Sehen, Hören, Palpation, Zuhören, d. h. Anamnese), Spezialmethoden sind Zungen- und Pulsdiagnostik. Erhobene Befunde werden nicht isoliert betrachtet, nur aus der Gesamtbetrachtung aller Befunde ergibt sich eine brauchbare Diagnose. Die Diagnosemethoden der tibetischen Medizin werden in drei Gruppen eingeteilt: Betrachtung (einschließlich Zungen- und Urindiagnostik), Berührung (einschließlich Pulsdiagnose) und Befragung. Die ayurvedische Diagnostik beinhaltet die visuelle Beobachtung (Darshanam), die Berührung (Sparshanam) und die Befragung (Prashnam). Die Wahrnehmung des Patienten (Darshanam), sein Gesamteindruck, seine Erscheinung, Haltung, Bewegung, Sprache etc. sowie die Beobachtung/Beurteilung speziell der Zunge, der Augen, der Haut und in manchen Fällen auch des Stuhls und Urins geben dem Ayurveda-Arzt wichtige diagnostische Hinweise.
Gertrude Kubiena, Florian Ploberger, Lothar Krenner

Methoden der integrativen Medizin – integrative Medizin im europäisch-amerikanischen Kulturkreis

Frontmatter
15. Pflanzenheilkunde
Zusammenfassung
Phytotherapie im Rahmen der konventionellen Medizin bedeutet Anwendung pflanzlicher Arzneimittel (Phytopharmaka), beruhend auf langer Erfahrung und naturwissenschaftlich-medizinischen Erkenntnissen. Bei zahlreichen Indikationen in jedem Lebensalter können Phytopharmaka allein oder adjuvant zu anderen Therapiemaßnahmen erfolgreich eingesetzt werden. Hildegard von Bingen beschreibt eine Vielzahl von Kräuteranwendungen: als Aufguss, Salbe, Kompresse, Elixier oder Gewürz. Der Aderlass hilft erfahrungsgemäß bei diversen Beschwerden und zur Erhaltung der Gesundheit. Hinzu kommt die Schröpfbehandlung als weiteres Ausleitverfahren. Die Aromatherapie beruht, basierend auf traditionellen Ursprüngen, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und klinischer Erfahrung. Die meisten ätherischen Öle werden durch Wasserdampfdestillation aus Pflanzenmaterial gewonnen. Es werden keine naturidentischen und synthetischen Substanzen verwendet. Die Aromapflege hat sich als wertvoller Teil der komplementären Pflege herauskristallisiert.
Ulrike Kastner, Wolfgang Kubelka, Petra Zizenbacher, Gerda Dorfinger, Woflgang Steflitsch, Iris Stappen, Barbara Našel, Bärbl Buchmayr
16. Behandlung des Bewegungsapparats
Zusammenfassung
Physikalische Medizin und allgemeine Rehabilitation ist Teil der an Universitäten gelehrten State-of-the-art- bzw. konventionellen Medizin. Therapien (aktive und passive Maßnahmen), dargestellt am Beispiel der onkologischen Rehabilitation, sind individuell aus dem Gesamtkonzept zu „rezeptieren“. Das Grundkonzept der Osteopathie beruht auf den komplexen Zusammenhängen zwischen der Dysfunktion verschiedener Gewebe des Körpers und deren Auswirkung auf den Bewegungsapparat. Die manuelle Diagnostik ist eine unverzichtbare Methode bei der Diagnostik, Therapie und Rehabilitation der Störungen des Bewegungsapparats, die manuelle Therapie eine ökonomische und effiziente Form der Muskel- und Gelenkbehandlung; wichtigste Indikation bei den Gelenkfunktionen ist die Beweglichkeitseinschränkung. Das Wissen über die biologisch-physiologischen Wirkungen von regelmäßiger körperlicher Aktivität hat nicht nur dazu geführt, dass Bewegung und Sport als präventive Mittel, sondern auch in Form von Trainingstherapien im gesamten Therapiekonzept der Rehabilitation als unersetzliches Instrumentarium eingesetzt werden.
Richard Crevenna, Andreas Kainz, Michael Grössinger, Gabriele Von Gimborn, Hans Tilscher, Norbert Bachl
17. Homöopathische Medizin – Methode und Anwendungen, Grenzen und Möglichkeiten
Zusammenfassung
Die homöopathische Medizin ist eine von Samuel Hahnemann entwickelte Heilmethode und durch das Ähnlichkeitsprinzip „similia similibus curentur“ definiert. Die klassische Homöopathie wird unter Verwendung von potenzierten Einzelmitteln nach der Ähnlichkeitsregel mit an Gesunden geprüften Arzneimitteln durchgeführt. Diese Arzneimittel werden potenziert, d. h. verdünnt und verschüttelt. Die Anwendungsbereiche der Homöopathie ergeben sich aus ihrer Eigenschaft, eine Regulationstherapie zu sein.
Michael Frass, Jutta Gnaiger-Rathmanner
18. Homotoxikologie
Zusammenfassung
Die Homotoxikologie versteht Krankheiten und deren Symptome als Versuch des Organismus, sich von chronischen oder akuten Giftbelastungen (interne Stoffwechselprodukte oder externe Toxine) zu befreien. Die verschiedenen Ausprägungen werden in 6 Phasen eingeteilt, wobei der sog. biologische Schnitt zwischen der 3. und 4. Phase die Grenze zwischen noch bestehender Regulationsfähigkeit und Notwendigkeit der therapeutischen Hilfe kennzeichnet (Phasen 4–6). Ziel der Behandlungen ist es, durch Entgiftungsförderung und Organunterstützung eine möglichst komplette Restitution der Selbstregulationsfähigkeit des Organismus zu erreichen bzw. zumindest eine möglichst umfangreiche Reduktion der Symptomatik für eine verbesserte Lebensqualität zu erzielen. Die Homotoxikologie fungiert auch als Bindeglied zwischen traditionellen Naturheilmethoden und moderner Wissenschaft.
Christian Plaue
19. Mikroimmuntherapie
Zusammenfassung
Die Mikroimmuntherapie ist ein therapeutischer Ansatz zur Regulierung des Immunsystems, bei dem immunregulierende Wirkstoffe wie Zytokine und Nukleinsäuren in niedrigen Dosierungen (Mikrodosen) zum Einsatz kommen. Durch die Mikroimmuntherapie soll u. a. das Immunsystem in der Auseinandersetzung mit Krankheitserregern unterstützt, eine spezifisch modulierende Wirkung auf akute und chronische Entzündungen und deren Folgewirkungen erzielt und die allergische Reaktion eingedämmt werden.
Ursula Bubendorfer, Petra Blum
20. Kneippmedizin – traditionelle europäische Medizin
Zusammenfassung
Sebastian Kneipp hat, am Übergang von der traditionellen europäischen Medizin zur neuzeitlich-naturwissenschaftlichen Medizin stehend, die antike „Diaita“ (Ordnung der Lebensfaktoren) aufgegriffen und neu belebt. Die Kneippmedizin ruht auf den fünf Säulen Wasser–Ernährung–Heilkräuter–Bewegung–Lebensordnung. Kneippmedizin ist ein umfassendes Konzept für Gesundheit und Wohlbefinden, das die individuelle Verantwortung und Aktivität für die Gesundung fordert und fördert. Kneipp hat in die Hydrotherapie originäre Neuerungen eingebracht. Die Wirkung der gezielten Reizeffekte auf biologische Rhythmen und Regulationssysteme wird heute durch moderne Messmethoden dokumentiert und bestätigt, ebenso die Verbesserung der Immunabwehr. Die Effektivität der Lebensstilmodifikation ist allgemeiner Konsens. Modernste Konzepte der konventionellen Medizin verwenden Teile der fünf Kneippschen Säulen als Basisempfehlung. Die Kneipptherapie ist umfassend und aktueller denn je.
Gebhard Breuss, Rupert Klötzl, Heinz Schiller
21. Anthroposophische Medizin
Zusammenfassung
Anthroposophische Medizin ist eine Methode der integrativen Medizin, die auf die Zusammenarbeit des österreichischen Geistesforschers Rudolf Steiner mit der holländischen Ärztin Ita Wegmann zu Beginn des 20. Jh. zurückgeht. Substanzen aus den Naturreichen (Mineral, Pflanze, Tier) werden mit speziellen pharmazeutischen Verfahren, zu denen auch der homöopathische Potenzierungsprozess gehört, zu Heilmitteln für den ganzen Menschen verarbeitet. Die Wesenheit des Menschen besteht nicht nur aus seiner physisch-materiellen Grundlage – er stellt vielmehr eine seelisch-geistige Individualität dar. Gerade das Erleben der Krankheit weist über den rein materiellen Aspekt hinaus und kann auch Impulse zur Entwicklung geben, wenn deren Botschaft erkannt und in die Therapie einbezogen wird. Die Misteltherapie bei Krebserkrankungen ist das am besten untersuchte komplementärmedizinische Therapieverfahren und stellt eine begleitende therapeutische Maßnahme dar.
Harald Siber
22. Diagnostik und Therapie nach F. X. Mayr
Zusammenfassung
Die Diagnostik und Therapie nach F. X. Mayr ist ein unentbehrliches Werkzeug für den ganzheitlichen Darmspezialisten. Eine verallgemeinernde Reduktion auf „Milch und Semmel“ zeugt von wenig Kenntnis der Methode. Die MayrPrevent-Medizin stellt eine Symbiose aus universitärer Medizin, Erfahrungs- und Naturheilkunde dar und eignet sich ideal zur Erkennung, Behandlung und auch Vermeidung vieler chronischer und sog. Zivilisationskrankheiten. Die Diagnostik nach Dr. F. X. Mayr orientiert sich am Optimalzustand, Abweichungen davon lassen sich damit lange vor Ausbruch einer manifesten Erkrankung erkennen. Die Therapie nach Dr. F. X. Mayr geht davon aus, dass dem Darm eine elementare Bedeutung in der Steuerung der Gesundheit des Menschen zukommt. Sie beschäftigt sich primär mit der Regeneration des gesamten überforderten Verdauungstrakts; im Zentrum des therapeutischen Handelns stehen die salinische Darmberieselung, diätetische Maßnahmen zur Entlastung des überforderten Darms und langsamem Kostaufbau und spezielle Bauchbehandlungen durch den Arzt.
Sepp Fegerl, Alex Witasek
23. Neuraltherapie – Grundlagen und Anwendung
Zusammenfassung
Als Neuraltherapie wird die diagnostische und therapeutische Applikation reiner Lokalanästhetika an typische Lokalisationen bezeichnet. Sie zählt zur Regulationstherapie, das bedeutet, dass sie mit unspezifischen Reizapplikationen arbeitet, die bei den Patienten je nach Reaktionslage unterschiedliche Reizantworten hervorrufen können. Diagnostisch ist die Aufdeckung von Irritationszentren, sog. Störfeldern, besonders hervorzuheben. Mit Neuraltherapie können funktionelle Beschwerdebilder diesen Signalgebern zugeordnet werden, und damit kann ein therapeutischer Zugang zu schwer durchschaubaren Krankheitsbildern eröffnet werden. Therapeutisch unterscheidet man die Segmenttherapie (Quaddel-, Triggerbehandlung, Injektion an Facettengelenke, Spinalnervenaustritte etc.), die Störfeldbehandlung und die systemische Neuraltherapie (intravenöse Injektion oder Infusion). Neuraltherapie existiert seit etwa 100 Jahren und zählt zur traditionellen abendländischen Medizin.
Kurt Gold-Szklarski, Wolfgang Ortner, Johanna Osztovics
24. Orthomolekulare Medizin
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird Grundlegendes zur orthomolekularen Medizin vermittelt. Schon die Verordnung eines Spurenelements oder eines Vitamins erfordert im Hintergrund Kenntnisse der Biochemie, der Toxikologie und in bescheidenerem Ausmaß auch der Immunologie. Faszinierend ist die Nähe von orthomolekularer Medizin und Genetik. Wer die einfachen Kenntnisse der Zusammenhänge zwischen orthomolekularen Arzneien und Genetik nicht berücksichtigt, wird das Erfolgspotenzial der orthomolekularen Medizin nicht nur nicht ausschöpfen, sondern in manchen Fällen auch dem Nichtschadensprinzip nicht gerecht werden.
Rainer Schroth
25. Musischer Ansatz
Zusammenfassung
Musiktherapie wird als „beziehungsmedizinischer“ Ansatz komplementär zur biomedizinischen Behandlung skizziert. Zentrale beziehungsmedizinische Aspekte werden in ihrem anthropologischen und biologischen Zusammenhang erläutert (Kommunikation, emotionale Resonanz, biologische Regulation, musikalische Biografie). Zudem wird der wissenschaftliche, gesetzliche und die Ausbildung betreffende Rahmen von Musiktherapie angesprochen. Kunsttherapeut ist ein Gesundheitsberuf mit diversen Ansätzen. Ein therapeutischer Ansatz ist mehr als eine Technik oder eine Methode. Damit eine Therapie sich auf die Künste als Methode stützen kann, braucht sie das Elaborieren von vier Bereichen: Meta-Theorie, Therapie-Theorie, Methodologie und Praxeologie. Die „Musiktherapie“ ist das erste therapeutische Verfahren im Raum der Künste mit einem expliziten Berufsgesetz. Die „Ganzheitliche Kunsttherapie“ baut auf der Synergie aller Künste auf und nimmt Geräusche, Klänge, Töne und alle anderen Sinnesmodalitäten hinzu.
Gerhard Tucek, Harald Fritz-Ipsmiller
26. Ganzheitliche Zahnheilkunde
Zusammenfassung
Es wird ein Einblick in die vielfältigen Ressourcen des Kausystems und der ganzheitlichen Zahnmedizin, die Symptome als Kompensationsversuch des Körpers und die chronische Erkrankung als Zusammenbruch des Adaptations-/Kompensationsmechanismus beschreibt, gegeben. Die Wirkungen von Akupunktur und Mikroakupunktursystemen (MAPS) eignen sich hervorragend, um kraniomandibuläre Dysfunktionen und myofasziale Schmerzsymptome zu behandeln. Atem-, Entspannungs-, Wahrnehmungs- und Bewusstseinsübungen sind für die eigene Stresskontrolle und die biokybernetischen Wechselwirkungen sehr wichtig. Das stomatognathe System spielt eine zentrale Rolle im Körper – beim Kauen, beim Sprechen, bei der sozialen Kommunikation, aber auch bei Körperhaltung und Bewegungskoordination. Auch Störfaktoren können hiervon ausgehen: Entzündungen des Zahnhalteapparats oder des Kieferknochens sowie toxische und/oder immunologisch wirksame Materialstörungen beeinflussen den gesamten Organismus.
Irmgard Simma-Kletschka, Eva Maria Höller
27. Grundinformation zur medizinischen Anwendung von Ozon
Zusammenfassung
Die Ozonwirkung beruht v. a. auf dem Effekt des niedrig dosierten, kontrollierten oxidativen Stresses, ausgelöst durch Ozonperoxide, die über die Induktion von Schutzfaktoren zur Anregung des intrazellulären antioxidativen Systems führen. Weitere Ozonwirkungen sind die Immunmodulation durch Zytokinausschüttung, die Verbesserung der Mikrozirkulation durch NO-Bildung und begabte Erythrozyten, die Entgiftung des Pischinger-Raumes und die Lösung von Reaktionsstarren, die Inaktivierung von Bakterien, Viren und Pilzen, die analgetische Wirkung durch Adenosin-Aktivierung, die Vitalisierung und Leistungssteigerung durch ATP-Erhöhung, die adjuvante Therapie bei Tumoren, Apoptoseförderung, Radiosensibilisierung und Ozonnukleolyse. Empfohlene Anwendungsarten sind die große und kleine Eigenblutbehandlung, die Tropfinfusion von NaCl + Ozon, die rektale Insufflation und lokale Methoden.
Walter Pleyer, Renate Thiele
28. Kurmedizin
Zusammenfassung
Die komplexe medizinische Kur stellt ein ganzheitsmedizinisches Verfahren dar und beruht auf der iterativen Anwendung eines oder mehrerer ortsgebundener natürlicher Heilvorkommen in Kombination mit anderen unspezifischen und spezifischen therapeutischen Maßnahmen. Der gesundheitlich erwünschte Effekt geht nicht von der wiederholten Applikation der therapeutischen Maßnahmen aus. Dargestellt werden nach der balneologischen Kur auch Kuren nach Hildegard von Bingen: Maikur und Birnhonigkur mit Rezepten sowie die Hildegard-Fastenkur. Die Schrothkur ist eine Spezialkur zur Reinigung, Entgiftung und bei Übergewicht. Wichtiges Erkennungsmerkmal der Original-Schrothkur ist die Verabreichung des feuchten Wickels am Abend. Ayurvedische Reinigungskuren (Panchakarma) werden individuell abgestimmt und beinhalten i. Allg. eine Vorkur (Purvakarma), eine Hauptkur (eigentliches Panchakarma) und eine Nachkur (Paschatkarma).
Wolfgang Marktl, Petra Zizenbacher, Rainer Schroth, Florian Ploberger, Lothar Krenner
29. Ernährung
Zusammenfassung
Vielversprechende Optionen zur Besserung funktioneller Bauchbeschwerden bei „westlicher“ Ernährung sind die therapeutische Manipulation von intestinalem Mikrobiom und intestinaler Barrierefunktion durch Diät, Lebensstilmaßnahmen und ggf. Medikamente. Schon vor etlichen Jahrhunderten erkannte Hildegard von Bingen den Zusammenhang zwischen Ernährung und Krankheit. In zahlreichen Rezepturen gab sie entsprechende Ernährungshinweise. Chinesische Diätetik ist in westlichen Ländern zwar nicht jedermanns Sache, aber es lohnt sich, gewisse Richtlinien zu befolgen, insbesondere für die Ernährung nach dem individuellen Typ. Die Bedeutung einer an den Patienten angepassten Ernährung wird in den wichtigsten Texten der tibetischen Medizin immer wieder betont. Jeder sollte seine Konstitution sowie die Stärke der Hitze seines Verdauungstrakts kennen und jahreszeitliche Einflüsse berücksichtigen. In einem kurzen Überblick werden schließlich einige Hauptpunkte zur ayurvedischen Ernährungslehre zusammengefasst.
Ludwig Kramer, Petra Zizenbacher, Gertrude Kubiena, Florian Ploberger, Lothar Krenner
30. Komplementärmedizinische Methoden bei Krebserkrankungen
Zusammenfassung
Komplementäre Krebstherapien sind heute fixer Bestandteil eines integrativen Behandlungsansatzes. Wenn auch der wissenschaftliche Beweis der Tumorwirksamkeit noch nicht ausreichend geführt wurde, so können unter sorgfältiger und verantwortlicher Handhabung und unter Wahrung der onkologisch-klinischen Therapie die Lebensqualität der Patienten gehoben, Begleittherapien reduziert, Nebenwirkungen der Chemo- und Strahlentherapie verringert und die Rehabilitation gefördert werden. Die Verabreichung von komplementären Therapien bei Krebserkrankungen sollte mit den betreuenden Onkologen abgesprochen werden. Da es zwischen komplementären Therapien Interaktionen und Kontraindikation mit anderen Chemotherapien oder monoklonalen Antikörpern und modernen Immuntherapien geben kann, die Dosierung eine entscheidende Bedeutung bezüglich der Wirksamkeit hat und laufend neue wissenschaftliche Arbeiten publiziert werden, ist der aktuelle Wissenstand Voraussetzung für erfolgreiches Handeln.
Leo Auerbach

Methoden der integrativen Medizin – integrative Medizin im asiatischen Kulturkreis (traditionelle asiatische Medizin – TAM)

Frontmatter
31. Traditionelle chinesische Medizin
Zusammenfassung
Akupunktur ist eine Regulationstherapie, die die Anpassung des Organismus an geänderte Umweltbedingungen, Störungen und Belastungen verbessert und beschleunigt mit dem Ziel, alle normalen Körperfunktionen zu erhalten bzw. wiederzuerlangen. Beim Tuina findet eine mechanische Aktivierung von Akupunkturpunkten ohne Nadeln statt. Die chinesische Phytotherapie bietet ein umfassendes diagnostisches und therapeutisches Konzept, um Krankheiten und deren Folgen zu behandeln. „Materielle“ Konstitutionsbehandlung und Ernährungsberatung helfen, den Körper zu stärken, den Energiefluss zu harmonisieren sowie prophylaktisch die Krankheitsanfälligkeit zu reduzieren. Medizinisches Qigong bietet eine breite Palette von Übungen, die entsprechend ihrer Grundidee von Aufrichtung, Aufmerksamkeit und Ausdauer von Menschen jeden Alters ausgeführt werden können und zur Prävention oder Therapie von Krankheiten beitragen.
Alexander Meng, Michaela Bijak, Daniela Stockenhuber, Karin Stockert
32. Traditionelle japanische Medizin
Zusammenfassung
Die japanische Kampō-Medizin ist ein herausragendes Beispiel für eine in ein modernes Gesundheitssystem bestens integrierte traditionelle Heilkunde. Gerade in einer Gesellschaft mit einem hohen Anteil an alten Menschen ermöglicht das Modell auch große Einsparungen im Gesundheitswesen. Basierend auf der TCM ist Kampō leichter zu erlernen als diese und im klinischen Alltag auch sicherer anzuwenden. Industriell hergestellte Kampō-Arzneimittel entsprechen dem globalen pharmazeutischen Standard. „Shōnishin“ bedeutet wörtlich übersetzt „Kleinkindnadelung“. Shōnishin findet Platz in Arzt- oder Akupunkturpraxen, in der Hebammenarbeit und zunehmend auch in Kliniken. Es ist u. a. Shōnishin zu verdanken, dass im europäischen Raum ein zunehmendes Interesse an traditioneller japanischer Medizin, insbesondere japanischer Akupunktur, zu verzeichnen ist. Yamamotos neue Schädelakupunktur (YNSA), eine in Japan entwickelte Spezialform der Akupunktur, kann alleine oder additiv zur Körperakupunktur eingesetzt werden.
Bernd Kostner, Thomas Wernicke, Daniela Stockenhuber
33. Tibetische Medizin
Zusammenfassung
Nach der tibetischen Medizin (bod kyi gso ba rig pa, tibetisches Wissen vom Heilen) liegt die Ursache jeglichen Leidens (es soll 84.000 verschiedene Krankheitsbilder geben) in ma rig pa (oft mit „Unwissenheit“ übersetzt). Diese Unwissenheit besteht auf diversen Ebenen. Wir wissen nicht, wer wir sind, wie wir uns zu verhalten haben, welche Umgebung uns gut tut, welche Nahrungsmittel und Medikamente wir einnehmen können etc. Ausgehend von einer präzisen Diagnostik, die die Analyse des Pulses, die Betrachtung des Urins und die Befragung des Patienten beinhaltet, gibt der Arzt individuell an den Patienten angepasste Ernährungs- und Verhaltensempfehlungen. Sollten diese nicht effizient genug sein, kommen darüber hinaus sog. äußere Therapien wie z. B. Moxibustion, Massage und Goldene-Nadel-Akupunktur zur Anwendung. Am effizientesten werden individuell an das Zustandsbild des Patienten angepasste tibetische Pillen angesehen. Diese werden 2- bis 3-mal täglich mit heißem Wasser eingenommen.
Florian Ploberger
34. Ayurveda, Yoga und transzendentale Meditation – Maharishi Vedische Medizin
Zusammenfassung
Die notwendige Effizienzsteigerung in modernen westlichen Gesundheitssystemen, sowohl im medizinisch-therapeutischen als auch im ökonomischen Bereich, erfordert ganzheitliche medizinische Konzepte, speziell auf dem Gebiet der Prävention und der Behandlung chronischer Erkrankungen. Die vedische Medizin in ihrer ursprünglichen Form als Teil der vedischen Wissenschaft beinhaltet das ganzheitliche theoretische und praktische Wissen über die grundlegenden Gesetzmäßigkeiten und Prozesse zur Aufrechterhaltung und Wiederherstellung von Gesundheit. So wie das Erbgut auf materieller Ebene den Speicher der Informationen über die Funktionsabläufe in den Zellen des Organismus darstellt, ist der Veda die Informationszentrale des gesamten Universums auf der transzendenten Ebene des Bewusstseins.
Lothar Krenner

Psychotherapeutische und psychosomatische Medizin

Frontmatter
35. Psychotherapeutische Medizin
Zusammenfassung
Nach einer kurzen Einführung folgt eine Definition der Psychotherapie mit den darin enthaltenen Klarstellungen und Forderungen. Die psychotherapeutischen Techniken werden beschrieben, und es wird aufgezeigt, von welchen der vier „Psychologien vom Menschen“ die Cluster psychotherapeutischer Schulen/Methoden jeweils abgeleitet werden können. Dargestellt wird der theoretische Hintergrund dieser Cluster psychotherapeutischer Methoden: psychoanalytische Psychotherapien, Verhaltenstherapien, humanistische Psychotherapien und systemische Psychotherapien. Es folgt eine Abgrenzung der Psychotherapie von Beratung und Psychoedukation. Die Wirkungsmechanismen von Psychotherapie werden beschrieben und aktuelle Erkenntnisse der Psychotherapieforschung aufgeführt. Abschließend wird als Beispiel das Curriculum des PSY III Psychoanalytische Therapie beschrieben, das von der Klinik für Psychoanalyse und Psychotherapie der Medizinischen Universität Wien durchgeführt wird.
Marianne Springer-Kremser
36. Psychosomatische Medizin
Zusammenfassung
Der Begriff Psychosomatik wird definiert, und auf die Operationalisierung dieses Begriffs wird eingegangen. Nach einer Darstellung der Konzepte der Psychosomatik-Forschung werden die Bausteine der psychosomatischen Symptombildung Psychoneuroendokrinologie, Psychophysiologie, Stress und Coping-Mechanismen und die Entwicklung des Körperschemas diskutiert. Das Erstellen einer psychosomatischen Diagnose und die psychosomatisch-ärztlichen Interventionen werden am Krankheitsbild chronic pelvic pain aufgezeigt. Die Beachtung geschlechtsgebundener Unterschiede wird anhand psychosomatischer Aspekte spezieller Krankheitsbilder betont. Abschließend werden die Ausbildungsmöglichkeiten aufgelistet: PSY-Diplome; Balint Gruppen und psychosomatische Fachgesellschaften.
Marianne Springer-Kremser
37. Methoden zur Entspannung, Schmerzlinderung und Bewusstseinserweiterung
Zusammenfassung
Dargestellt werden die Möglichkeiten der Arbeit mit dem autogenen Training nach I. H. Schultz, einem physiologisch und tiefenpsychologisch fundierten Verfahren, das eine eigene Form der Psychotherapie darstellt. Hypnose wird in der Medizin als Ergänzung zu traditionellen Therapien (Unterstützung der Abwehr, Aktivierung der eigenen Ressourcen) und zur Bewältigung von Angst sowie zur Kontrolle/Bekämpfung von Schmerzen eingesetzt. Biofeedback ist eine apparative Methode zur Erlangung und Verbesserung der Selbstkontrolle über Vorgänge im Körper. Signale von Körperfunktionen werden erfasst und in Echtzeit rückgemeldet. Meditation ist ein Sammelbegriff für sehr unterschiedliche geistige Techniken und Übungen. Grundlegende Meditationsprinzipien sind konzentrative Aufmerksamkeitstechniken, Kontemplations- und Achtsamkeitsübungen und automatisches Selbsttranszendieren. In der Psychoneuroimmunologie wird untersucht, wie wechselseitige psychoneuroimmunologische Verbindungswege genutzt werden können, um die Gesundheit positiv zu beeinflussen.
Heinrich Wallnöfer, Henriette Walter, Richard Crevenna, Lothar Krenner, Magdalena Singer, Julian Hannemann, Michaela Ott, Christian Schubert

Weitere Methoden

Frontmatter
38. Tiergestützte Intervention mit landwirtschaftlichen Nutztieren
Zusammenfassung
Die tiergestützte Intervention (TGI) ist ein relativ junges, interdisziplinäres Arbeitsfeld, das zur menschlichen Potenzialentwicklung eingesetzt wird. Auch bei landwirtschaftlichen Nutztieren haben sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten eröffnet und eindrucksvolle Wirkungen bei den verschiedensten Zielgruppen gezeigt. In den Settings zeigt sich immer wieder eine innige Verbundenheit mit den Tieren, die den Zugang zu sozialen und emotionalen Prozessen eröffnen und eine Veränderungsarbeit ermöglichen. Mit System durchgeführte TGI-Settings unterscheiden sich von einem spontanen Kontakt zu Haustieren, denn sie sind geplant, zielgerichtet und ausgerichtet auf den Kompetenzbereich des Anwendenden, der den Prozess lenkt und begleitet. Professionelle Rahmenbedingungen, eine gute Ausbildung und der artgerechte Einsatz der Tiere sind dafür entscheidend.
Walburga Siebenhofer

Forschung, Recht und Ethik

Frontmatter
39. Komplementär- und integrativmedizinische Forschungsprojekte und Horizont 2020 (8. Europäisches Forschungsförderprogramm)
Zusammenfassung
Fast jeder Mensch kennt Gesundheit und Krankheit aus eigener Erfahrung. Solange wir uns wohl fühlen, gesund sind, uns „im Gleichgewicht“ befinden und „die Welt in Ordnung“ ist, machen wir uns nicht allzu viele Gedanken über die Gesundheit und leben i. Allg. – so wie wir es gewohnt sind – wohl. Spätestens dann, wenn Kinder, Partner, Angehörige, nahe Verwandte oder Freunde ernsthaft krank werden, beginnen wir uns zu fragen, wie und warum diese Krankheiten entstehen, was getan werden kann, um sie zu lindern bzw. zu heilen. Was können wir/die Erkrankten selbst dazu beitragen, wieder gesund zu werden oder zumindest eine dauerhafte Verbesserung bzw. Stabilisierung zu erreichen? Hätten diese Krankheiten vermieden werden können, und wenn ja, wie?
Hedda Sützl-Klein
40. Die universitäre Entwicklung von Naturheilkunde und Komplementärmedizin im deutschsprachigen Raum
Zusammenfassung
Aus heutiger Perspektive erscheint es selbstverständlich, dass Naturheilkunde und Komplementärmedizin in den medizinischen Fakultäten vertreten sind. Das war nicht immer der Fall. Insbesondere im deutschsprachigen Raum waren dafür über 100 Jahre Entwicklungsgeschichte notwendig. Anhand der Beschreibung von beteiligten Personen und Institutionen wird eine kurze Geschichte der akademischen Entwicklungen nachgezeichnet, die ausdrücklich zu den gegenwärtigen Forschungsaktivitäten im Bereich der Naturheilkunde und Komplementärmedizin geführt haben. Im deutschen Sprachraum gibt es derzeit acht Professuren, die diesen Bereich abdecken. Naturheilkunde und Komplementärmedizin werden in der universitätsmedizinischen Landschaft mittlerweile stark rezipiert. Dennoch wird eine große Mehrheit der heutigen Forschungsaktivitäten von gemeinnützigen Organisationen finanziert und ist somit von deren ökonomischer Entwicklung abhängig.
Rainer Stange
41. Die gesundheitsrechtliche Situation im Bereich der Komplementärmedizin
Zusammenfassung
Die österreichischen Berufs- und Ausbildungsgesetze für Gesundheitsberufe enthalten detaillierte Regelungen zur Berufsausübung und Ausbildung und normieren diverse Vorbehalte für Gesundheitsberufe. In diesen finden sich zur Komplementärmedizin sehr unterschiedlich ausgeprägte Regelungen, eine Begriffsdefinition ist nicht normiert. Aus- und Weiterbildungen in Komplementärmedizin werden angeboten, sind jedoch nur selten reglementiert. Die höchstgerichtliche Judikatur hat sich ebenso wie einige Beiräte und Projekte punktuell mit dem Themenkomplex beschäftigt. Komplementäre Methoden (wie „Hilfestellung zur Erreichung einer körperlichen bzw. energetischen Ausgewogenheit“) werden häufig von freien Gewerbetreibenden („Energetiker“) angeboten. In Deutschland ist der Beruf des Heilpraktikers gesetzlich geregelt. Es bestehen einige normierte Weiterbildungen in komplementärmedizinischen Methoden für Ärzte. Die Rechtslage in der Schweiz ist in diesem Bereich aufgrund der kantonalen Gegebenheiten sehr vielfältig.
Susanne Weiss
42. Medizinethik und Komplementärmedizin
Zusammenfassung
Praktisch orientiert lassen sich die Hauptzugänge ethischer Problematik der Komplementärmedizin in einem wissenschaftstheoretischen und einem anwendungsbezogenen Zugang darstellen. Von der konventionellen Medizin ausgehend muss hinterfragt werden, mit welcher Qualität die Beweisführung von Wirkung und Nebenwirkung eines Medikaments oder Verfahrens erbracht werden kann und welche Bedeutung einer solchen Evidenz zukommt. Beim Arzt-Patienten-Verhältnis kommt dies dann zum Tragen, und unter strenger Wahrung der Autonomie des voll konsensfähigen Erwachsenen liegt das häufigste Konfliktpotenzial in den verschiedenen Auffassungen von Patient und Arzt. Die philosophischen Grundlagen, die den komplementären Verfahren anhaften, sind aufgrund der differenten Herkunft v. a. asiatischer Heilmethoden vielfältig, tatsächlich werden westliche Methoden verwendet, wobei der praktisch orientierte Utilitarismus gegenüber der kontinentaleuropäischen Deontologie bevorzugt wird.
Franz X. Lackner
Backmatter
Metadaten
Titel
Integrative Medizin
herausgegeben von
Prof. Dr. Michael Frass
Dr. Lothar Krenner
Copyright-Jahr
2019
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-48879-9
Print ISBN
978-3-662-48878-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-48879-9