Erschienen in:
20.07.2023 | Leitthema
Moderne Rehabilitation nach Meniskusnaht
verfasst von:
Hannes Degenhardt, Thekla Esser, PD Dr. med. Philipp Minzlaff
Erschienen in:
Arthroskopie
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Ausgabe 4/2023
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Zusammenfassung
Die Menisken haben einen zonalen Aufbau. Sie reduzieren die Kontaktdrücke und stabilisieren das Kniegelenk. Je größer der Meniskusverlust, desto höher ist das Risiko der Arthroseentwicklung. Ein wichtiges chirurgisches Ziel ist deshalb der Meniskuserhalt durch Naht. Dabei spielen Risslokalisation und -morphologie eine tragende Rolle. Vielfach biomechanisch getestete Nahtsysteme und Stichtechniken haben die Versorgungsmöglichkeiten verbessert und die Primärstabilität erhöht. Für eine erfolgreiche Naht ist die postoperative Nachbehandlung jedoch besonders wichtig. Rerupturen sollten einerseits durch eine zu forcierte Rehabilitation vermieden, andererseits Muskelabbau und Bewegungsdefizite möglichst gering gehalten werden. Hinsichtlich standardisierter Nachbehandlungsprotokolle fehlt aktuell Evidenz. Dies liegt auch daran, dass die Diagnose von Rerupturen klinisch und in der Magnetresonanztomographie (MRT) nicht verlässlich möglich ist. Eine Berücksichtigung der Rupturmorphologie ist aus biomechanischer Sicht dennoch sinnvoll: Während eine axiale Belastung vertikale Längsrisse komprimieren kann, können die Rupturenden bei radiären Rissen oder Wurzelläsionen dislozieren. Hohe Flexionsgrade, v. a. unter Belastung, sollten zur Vermeidung von mechanischem Stress postoperativ vermieden werden. Ein Training der „range of motion“ (ROM) ist mittels „continuous passive motion“ (CPM) ab dem ersten postoperativen Tag sinnvoll. Geräte zur transkutanen elektrischen Nervenstimulation (TENS) können die Muskulatur gefahrlos stimulieren, und das „blood flow restriction training“ (BFR-Training) ist ein vielversprechender Ansatz, um postoperative Muskeldefizite frühzeitig zu adressieren. Stabilisierende Orthesen schützen die Naht, während die intraartikuläre Anwendung von plättchenreichem Plasma (PRP) die Heilungschancen potenziell erhöhen kann.