Erschienen in:
26.11.2021 | Frühgeburten | Leitthema
Embryotransfer an Tag 2/3 vs. Tag 5/6 und „time-lapse imaging“
verfasst von:
Dr. rer. nat. Jens Erik Dietrich, Prof. Dr. med. Dr. h.c. Thomas Strowitzki
Erschienen in:
Gynäkologische Endokrinologie
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Ausgabe 1/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Bei der medizinisch assistierten Reproduktion (MAR) ist das Ziel die Geburt eines gesunden Kindes. Wirksamkeit und Verträglichkeit der MAR sind von zentraler Bedeutung und beeinflussen die Behandlungsstrategie. Im Allgemeinen sind die klinischen Ergebnisse nach MAR mit einem erhöhten Risiko perinataler Komplikationen assoziiert. Hauptursache sind Mehrlingsschwangerschaften, zu deren Reduktion möglichst nur ein Embryo übertragen werden sollte. Soll beim Transfer eines einzelnen Embryos auch eine hohe Schwangerschaftschance erreicht werden, ist die Bewertung der Entwicklungsfähigkeit des Embryos von besonderer Bedeutung. Die verlängerte In-vitro-Kultur bis zur Entwicklung einer Blastozyste an Tag 5/6 hat sich in diesem Kontext als besonders effektiv erwiesen. Der Transfer von Blastozysten ist im Vergleich zum Transfer von Embryonen im Teilungsstadium an Tag 2/3 allerdings mit einem zusätzlichen Risiko perinataler Komplikationen assoziiert. Für die Wahl der Behandlungsstrategie muss daher die Wirksamkeit den Risiken gegenübergestellt werden.
Ziel der Arbeit
Übersicht über Risiken und Nutzen der In-vitro-Kultur humaner Embryonen bis Tag 5/6 im Vergleich zur Kultur bis Tag 3 bei MAR.
Schlussfolgerung
Die Entscheidung über einen Transfer an Tag 2/3 oder 5/6 ist komplex. Um perinatale Risiken zu minimieren, sollte in beiden Fällen eine Mehrlingsschwangerschaft vermieden werden. Die effektivste Methode dafür ist der Transfer nur eines Embryos. Zusätzliche perinatale Risiken nach verlängerter In-vitro-Kultur sind möglicherweise bedingt durch die In-vitro-Kulturbedingungen und/oder aktuelle Selektionskriterien sowohl des Patientenkollektivs als auch der übertragenen Embryonen. Bei der Bewertung der Effektivität einer MAR-Behandlung ist kumulativ kein Unterschied in der Schwangerschafts- und Lebendgeburtenrate nach Transfer an Tag 2/3 oder 5/6 zu erkennen.