Erschienen in:
20.10.2023 | Leitthema
Zement in der Revisionsendoprothetik – Was ist mit dem „Gletschereffekt“?
Fallbeispiele aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet
verfasst von:
Prof. Dr. Thelonius Hawellek, Gabriela von Lewinski, Wolfgang Lehmann, Klaus-Dieter Kühn
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 3/2024
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Anzahl der Eingriffe in der Revisionsendoprothetik steigt in den letzten Jahren kontinuierlich an und es ist davon auszugehen, dass die Zahlen auch zukünftig noch weiter zunehmen werden. Kommt es zur Lockerung eines endoprothetischen Implantats, muss dieses gewechselt werden. Dabei stellt sich häufig die Frage, wie das neue Implantat im Knochen verankert werden soll.
Vorteile
Prinzipiell können Revisionsimplantate zementfrei in den Knochen eingebracht werden, die dann im Verlauf sekundär osseointegrieren oder sie werden mittels Knochenzement im Knochen verankert. Der Vorteil einer zementierten Verankerung ist die prinzipiell sofortige feste Fixierung des Implantats im Knochen und es besteht dadurch die Möglichkeit, das Implantat direkt voll zu belasten. Insbesondere für ältere und multimorbide Patienten ist eine direkte postoperative Vollbelastung hilfreich, um eine schnelle Mobilisation zu erzielen.
Voraussetzungen und Herausforderungen
Bei der Verwendung von Zement im Revisionsfall gibt es allerdings einige Voraussetzungen und Herausforderungen, die unbedingt vom Operateur beachtet werden sollten. Im Revisionsfall ist der Knochen im ehemaligen Implantatbett häufig defizitär und zeigt sich ausgedünnt und sklerosiert. Es gilt daher bereits präoperativ, die Knochensubstanz mittels Bildgebung zu analysieren und in die Planung der Verankerungsstrategie einzubeziehen. Außerdem muss auch intraoperativ die individuelle Knochenqualität des Patienten berücksichtigt werden. In jedem Fall muss geklärt werden, ob überhaupt noch die grundsätzlichen Voraussetzungen für eine ausreichende Verbundfestigkeit von Zement mit dem bestehenden Knochen gegeben ist oder hergestellt werden kann. Ferner müssen die Grundsätze der Zementiertechnik strikt berücksichtigt werden und das Ziel eines perfekten Zementmantels muss angestrebt werden. Überreizt man die Indikation hierfür, ist eine Frühlockerung der zementierten Revisionsendoprothese sehr wahrscheinlich.