Erschienen in:
15.02.2022 | Schwerpunkt
Schmerzmodellierung durch Bewegung
Bewegungsinduzierte Hypoalgesie in der Physiotherapie
verfasst von:
Pauline Kuithan, Alison Rushton, Nicola R. Heneghan
Erschienen in:
Der Schmerz
|
Ausgabe 4/2022
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Zusammenfassung
Übungen sind ein Kernbestandteil von Physiotherapie. Eine der vielen positiven Wirkungen von Übungsprogrammen ist der Effekt auf die endogene Schmerzmodellierung. Bewegungsinduzierte Hypoalgesie (BIH) ist definiert als eine kurzzeitige Erhöhung der Schmerzschwelle als direkte Antwort auf eine Bewegungsübung. Das Phänomen BIH hat in den letzten Jahren große Aufmerksamkeit in der Forschung bekommen mit über 150 publizierten Studien. Vier systematische Übersichtsarbeiten wurden allein im Jahr 2020 veröffentlicht.
Dieses narrative Review liefert einen Überblick über das Phänomen BIH und fasst die zugrunde liegenden Mechanismen und Einflussfaktoren zusammen. Aktuelle systematische Übersichtsarbeiten bei gesunden Teilnehmern und Patienten wurden anhand von AMSTAR2 bewertet. Das Phänomen BIH ist wissenschaftlich fundiert, aber es besteht niedrige bis sehr niedrige Konfidenz, dass BIH bei Gesunden auftritt. Große Heterogenität, hohes Verzerrungsrisiko und das Nichterfüllen der Einschlusskriterien für die systematischen Übersichtsarbeiten beeinträchtigen die Auswertung. Für Menschen mit Erkrankungen besteht sehr niedrige Konfidenz, bestenfalls zeigen Subgruppen oder isometrische Übungen geänderte BIH. Trotz des großen Interesses an der Thematik konnten Probleme mit der aktuellen Studienlage durch die Komplexität von BIH aufgezeigt werden. Es fehlen Empfehlungen für Messinstrumente und Übungsparameter, zudem wurden Reliabilität und Validität bisher wenig erforscht.
Weitere Grundlagenforschung zu BIH-Parametern und Kontextfaktoren wird benötigt und kann zum Verständnis von BIH beitragen, um dann in klinische Forschung, insbesondere bei Patientengruppen, und anschließend die Rehabilitation übertragen werden zu können.