Erschienen in:
01.06.2015 | Leitthema
Osteozyten
Schaltzentralen im Knochen und mögliche Implikationen in der Zahnmedizin
verfasst von:
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Gruber
Erschienen in:
Stomatologie
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Ausgabe 4-5/2015
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Zusammenfassung
Osteozyten waren bislang die unterschätzten Knochenzellen. Erst anhand der Forschungsarbeiten der letzten Jahre wurde herausgefunden, dass Osteozyten eine zentrale Funktion bei der Kontrolle von Effektorzellen ausüben. Das bedeutet, dass sie eine Schlüsselfunktion für die Entstehung und Funktion der knochenbildenden Osteoblasten und der knochenresorbierenden Osteoklasten haben. Insbesondere die Expression von „receptor activator of NF-kB ligand“ (RANKL) durch die Osteozyten steuert die Osteoklastogenese und damit auch die Knochenresorption. Zudem exprimieren die Osteozyten Sklerostin, das durch Blockierung des WNT-Signalwegs die Osteoblastogenese und damit die Knochenneubildung kontrolliert. Beide, RANKL und Sklerostin, sind molekulare Ziele für die Entwicklung von neutralisierenden Antikörpern, die entweder bereits zugelassen sind oder in Phase-3-Studien getestet werden. Daten präklinischer Studien unterstreichen bereits die möglichen Konsequenzen dieses Wissens für die Zahnmedizin, z. B. die Rolle von Sklerostin im Periodontium. Diese neu beschriebenen molekularen und zellulären Mechanismen können eine Auswirkung auf die Atrophie des Alveolarknochens, die Osseointegration dentaler Implantate und auf die Zahnbewegung haben. Heute ist diese Information als wissenschaftliche Grundlage für zukünftige klinisch relevante Anwendungen wie die Diagnose und die Behandlungsmöglichkeiten in der Zahnmedizin zu sehen.