Erschienen in:
01.03.2024 | Operationen an endokrinen Drüsen | Einführung zum Thema
Therapieindividualisierung in der endokrinen Chirurgie
verfasst von:
Prof. Dr. Detlef K. Bartsch
Erschienen in:
Die Chirurgie
|
Ausgabe 3/2024
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Auszug
Evidenzbasierte Medizin ist zu einem Qualitätssiegel in der klinischen Medizin geworden, weil es unseren ärztlichen Entscheidungen eine messbare, transparente und nachvollziehbare Grundlage gibt. Die evidenzbasierte Medizin ist daher zum maßgeblichen Eckpfeiler von Leitlinien und Therapieempfehlungen geworden. Sie hat insoweit die früher als Goldstandard geltende Erfahrung eines/r einzelnen Arztes/in abgelöst, ohne allerdings vollständig auf diese verzichten zu können. Inwieweit das Handeln nach evidenzbasierten Leitlinien und Behandlungsalgorithmen in einer konkreten klinischen Situation unter Berücksichtigung der individuellen Bedingungen und Wünsche des Patienten immer zu einem optimalen Ergebnis führt, ist allerdings auch heute noch fraglich. Dies trifft insbesondere auf die endokrine Chirurgie zu. Diese ist – im Gegensatz zu den meisten organbezogenen Gebieten der Chirurgie – ein systemorientierter Bereich der Viszeralmedizin, der alle viszeralen Organe und Tumoren mit potenzieller Hormonfunktion umfasst. Die Besonderheiten des hormonellen Systems sind der Grund, warum nicht nur strukturelle (z. B. Tumoren), sondern darüber hinaus funktionelle Störungen (z. B. Hyperthyreose) oder deren Kombination chirurgische Behandlungsziele sein können. Alle Altersgruppen können betroffen sein, genetisch bedingte Tumorerkrankungen eine besondere Rolle spielen, und es bedarf stets einer Abwägung zwischen konservativer und operativer Therapie. Zudem kommt der maßgeschneiderten chirurgischen Versorgung, welche an den individuellen Umständen und Wünschen des betroffenen Patienten ausgerichtet ist, eine zunehmend hohe Bedeutung zu. …