Daten sprechen für Immuntherapie im präklinischen Stadium der Multiplen Sklerose

Leitlinien raten bislang nicht zu einer immunmodulatorischen Therapie im präklinischen Stadium der Multiplen Sklerose. Doch eine Studie zeigt nun: Die Therapie mit Teriflunomid reduziert das MS-Risiko. Patientinnen und Patienten mit einem radiologisch isolierten Syndrom (RIS) profitieren wohl von einer Therapie mit dem oralen Immunmodulator Teriflunomid. Das teilte die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) am Dienstag mit und bezieht sich auf die Ergebnisse einer kleinen prospektiven Studie (JAMA Neurol 2023; online 1. Oktober). An der Studie nahmen 89 RIS-Patientinnen und -Patienten aus Frankreich, der Schweiz und der Türkei über 18 Jahre teil. Sie wurden doppelblind randomisiert und erhielten täglich entweder 14 mg Teriflunomid (n=44) oder Placebo (n=45). Sie wurden bis zu drei Jahre nachbeobachtet. Klinische, MRT- und selbstberichtete Befunde/Symptome wurden zu Studienbeginn und danach jährlich (bis Woche 96) erhoben. Teilnehmende, die weiterhin asymptomatisch waren, erhielten die Option, die Studienmedikation ein drittes Jahr zu erhalten (bis Woche 144 in der initial zugewiesenen Gruppe). Symptome der Multiplen Sklerose setzten später ein Im Ergebnis war die Zeit bis zum ersten klinischen Multiple Sklerose (MS)-Ereignis in der Teriflunomid-Gruppe im Vergleich zu Placebo signifikant länger, teilte die DGN mit. Mit Teriflunomid betrug die mittlere Zeit bis zur ersten MS-Symptomatik 128,2 ± 7,25 Wochen (insgesamt acht klinische Ereignisse); in der Placebogruppe 109,6 ± 7,44 Wochen (20 klinische Ereignisse). Dies entspreche einer relativen Risikoreduzierung von 72 Prozent (adjustierte HR 0,28; p=0,007). Sekundäre Endpunktereignisse (wie kumulative Zahl neuer oder sich vergrößernder Läsionen im MRT) unterschieden sich zwischen den Gruppen nicht. Das Sicherheitsprofil von Teriflunomid entsprach dem früherer Zulassungsstudien. Das Autorenteam konstatierte, dass eine Behandlung der RIS gegenüber einer Therapie, die erst mit dem Beginn der symptomatischen MS einsetzt, vorteilhaft sei. DGN: RIS-Patienten mit hohem MS-Risiko Therapie anbieten! „Das ist nun schon die zweite Substanz, für die in einer prospektiven randomisierten Interventionsstudie der signifikante Nutzen einer Disease Modifying Therapy bei Personen mit RIS gezeigt werden konnte“, wird Professor Peter Berlit, Generalssekretär und Pressesprecher der DGN, in der Mitteilung zitiert. Bezug nimmt er dabei auf die ARISE-Studie („Multicenter Randomized Double Blinded Assessment of Tecfidera in Extending the First Attack in Radiologically Insulated Syndrome“) in der erstmals bei RIS-Betroffenen eine Risikoreduktion (um > 90 Prozent) für zukünftige klinische demyelinisierende Ereignisse durch die DMT mit oralem Dimethylfumarat gezeigt wurde (Ann Neurol. 2023 Mar;93(3):604-614). Da beim RIS per definitionem keine MS vorliegt, sie sich zwar daraus entwickeln kann, dies aber nicht zwingend ist, wird in den DGN-Leitlinien bislang nicht zu einer immunmodulatorischen Therapie geraten, schreibt die DGN. Die DGN-Leitlinie erlaube aber RIS-Betroffene mit besonders hohem Risiko für eine MS-Konversion, zum Beispiel bei MS-typischen Liquorbefunden und Befundzunahme in MRT-Verlaufsuntersuchungen, mit einer Disease Modifying Therapy zu behandeln, so Berlit. „Dies sollte aufgrund der Studienlage nun konsequent Betroffenen angeboten werden.“ Quelle: Ärzte Zeitung

Springer Medizin

Daten sprechen für Immuntherapie im präklinischen Stadium der Multiplen Sklerose

Weiterführende Themen

Passend zum Thema

Services in der MS-Therapie für Neurolog*innen und Betroffene

Springer Medizin

Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu diesem Inhalt zu erhalten

Weiterführende Themen

Passend zum Thema

Services in der MS-Therapie für Neurolog*innen und Betroffene