Zusammenfassung
Die hereditäre Hämochromatose wird in 4 Typen unterteilt (Tab. 42.1), wobei von der Häufigkeit her in der deutschen Bevölkerung nur der Typ 1 eine Rolle spielt. Der Typ 1 ist die klassische Variante der autosomal-rezessiv vererbten Eisenspeicherkrankheit, wobei der auf Chromosom 6 lokalisierte Gendefekt vor allem in Populationen keltischer Abstammung auftritt. Ein Defekt im HFE-Gen führt beim Typ 1 zu einer erhöhten, nicht dem Bedarf angepassten intestinalen Eisenresorption und somit im Verlauf von Jahrzehnten zu Eisenablagerung und Schädigung verschiedener Organe. Die Typen 2a und 2b der hereditären Hämochromatose sind juvenile Formen der Eisenspeicherkrankheit, die vor dem 30. Lebensjahr manifest werden und mit schwerer Kardiomyopathie und Hypogonadismus einhergehen können. Hier liegen Mutationen im Hämojuvelin- und im Hepcidingen vor. Der Typ 3 ist bisher nur in einigen italienischen Familien beschrieben worden. Hier betrifft der Gendefekt den Transferrinrezeptor 2. Die Folgen von Typ 3 ähneln den Veränderungen von Typ 1. Die Typen 2 und 3 werden autosomal-rezessiv vererbt. Der Typ 4 hingegen wird autosomal-dominant vererbt; der Gendefekt betrifft das Eisenexportprotein Ferroportin. Im Gegensatz zu anderen Typen betrifft die Eisenspeicherung in der Leber hier frühzeitig auch die Makrophagen; charakteristisch sind deutlich erhöhte Ferritinwerte bei nur leicht erhöhter Transferrinsättigung. Da die Hämochromatosetypen 2–4 in der deutschen Bevölkerung sehr selten sind, bezieht sich der klinische Teil dieses Übersichtartikels vorwiegend auf die HFE-Hämochromatose Typ 1. Auf die noch selteneren neonatalen Formen wird nicht eingegangen. Vermutlich liegt die Zahl der Patienten mit manifester Hämochromatose in Deutschland, Österreich und der Schweiz bei 5.000–10.000 Patienten, da die Krankheit keine vollständige Penetranz aufweist.