Gastroenterologe: „Steroide treiben Mortalität bei Morbus Crohn“

Bei Morbus Crohn gleich Biologika einsetzen? Weit gefehlt, mehr als die Hälfte aller Patienten kommt ohne Maximaltherapien klar, hieß es beim DGIM-Kongress. Allerdings: Steroidfreiheit bleibt das Ziel. Kohortenstudien wie die deutsche Süd-Limburg-Kohorte zeigten, dass knapp 54 Prozent aller Patienten mit Morbus Crohn einen blanden Verlauf haben, berichtete Professor Andreas Stallmach, Universitätsklinikum Jena, beim DGIM-Kongress. Nur etwa ein Drittel der Patienten hätten komplexe Krankheitsverläufe. Sie tauchten bei den Gastroenterologen auf und bei ihnen gehe es um Hospitalisationen, Operationen, Biologika- und Small-Molecule-Therapien. Stallmach gab einen Überblick über das leitliniengemäße Management der „blanden“ Patientenmehrheit. Häufig eingesetzt im milden Schub werde bei diesen Patienten 5-ASA, was aber nicht mit Evidenz empfohlen werden könne. Die Medikation der Wahl im milden Schub sei Budesonid 9 mg, so der Gastroenterologe mit Bezug auf die 2021 aktualisierte, deutsche S3-Leitlinie. Stoßtherapie muss sein, wonach sie heißt: Ein Stoß Und was, wenn das nicht reicht? Dann kommt die Steroid-Stoßtherapie zu ihrem Recht. Die allerdings muss sein, wonach sie heißt: Ein Stoß. „Die Steroid-Stoßtherapie muss konsequent reduziert werden. Wir sprechen häufig von Ausschleichen, aber das ist es nicht. Wir geben in der ersten Woche 60 mg pro Tag, dann 50, dann 40 und dann reduzieren wir um 5 mg pro Woche bis zur Woche 12. Danach ist Stopp.“ Gelingt der Stopp nicht, dann kommen immunsupprimierende Therapien und Biologika ins Spiel – alternativ die Operation. Letztere sei insbesondere bei rein ileozökalem Befall der Biologika-Therapie nicht unterlegen und schneide beim rezidivfreien Intervall sogar besser ab. Rauchstopp so effektiv wie Immunsuppressiva Auf gar keinen Fall sollten Steroide zum Remissionserhalt eingesetzt werden, nicht kontinuierlich und auch nicht immer mal wieder: „Es braucht keine remissionserhaltende Therapie beim blanden Morbus Crohn. Ziel der Langzeittherapie ist die steroidfreie Remission. Steroide treiben die Mortalität.“ Dies sei wichtig zu betonen, weil die chronische Steroidtherapie beim Morbus Crohn trotz aller Kommunikation immer noch recht verbreitet sei, so Stallmach. Keine remissionserhaltende Therapie beim milden Morbus Crohn heißt freilich nicht, dass es nicht sinnvolle Maßnahme gibt. Das Einstellen des Rauchens wird in der Leitlinie bei Crohn-Patienten mit Evidenzgrad 1, Empfehlungsgrad A empfohlen. Rauchen beim Morbus Crohn korreliere mit Hospitalisierungen, Operationen und Steroid-Stößen, so Stallmach. Umgekehrt sei das Beenden des Rauchens in etwa so effektiv wie eine immunsuppressive Therapie mit Azathioprin. Kürzlich konnte gezeigt werden, dass auch passives Rauchen den Crohn-Patienten schadet. „Am besten sollte deswegen die ganze Familie aufhören“, so Stallmach. Alle Beiträge vom DGIM-Kongress 2023 finden Sie hier im Dossier zur Veranstaltung. Quelle: Ärzte Zeitung

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