Wie steif ist die Fettleber? – Risikoermittlung per Elastografie

Die Folgen der verbreiteten Fettlebererkrankungen werden sich künftig nur eindämmen lassen, wenn verstärkt nichtinvasive Untersuchungsmethoden eingesetzt werden, heißt es beim DGIM-Kongress. Dazu gehört die von der GKV bislang nicht finanzierte Elastografie. Die weite Verbreitung von Fettlebererkrankungen in der Bevölkerung erfordert nach Ansicht des Gastroenterologen Professor Heiner Wedemeyer aus Hannover den vermehrten Einsatz nichtinvasiver Diagnoseverfahren, darunter der Elastografie. „In zwei bis drei Jahren werden Medikamente zur spezifischen Fibrosetherapie bei Fettleberhepatitis zur Verfügung stehen“, sagte Wedemeyer beim DGIM-Kongress in Wiesbaden. Dann erwarte er Auseinandersetzungen mit dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) zur Finanzierung dieser neuen Therapien und Fragen, inwiefern sie sich prognostisch auswirken werden, welche und wie viele Patienten behandelt werden müssen, um Leben zu retten. Elastografie: Auch geeignet fürs Monitoring von Krankheitsverläufen Diese Fragen werden nur mit Hilfe risikostratifizierender Maßnahmen zu beantworten sein. Ein Werkzeug zur Risikostratifizierung ist die Elastografie, die gegenwärtig keine GKV-Leistung ist. Dabei gilt in hepatologischen Zentren die Elastografie längst als Standardverfahren in der Fibrose- und Zirrhosediagnostik. Mit ihrer Hilfe und in Kombination mit Laborwerten lassen sich die Prognose von leberkranken Patienten und deren Komplikationsrisiko einschätzen. Weiterhin lässt sich die Elastografie für das Monitoring von Krankheitsverläufen verwenden. „Wir sprechen hierbei nicht von einer Banalität“, sagte Wedemeyer mit Blick auf den teils sorglosen Umgang mit dem Befund einer Fettleber. Sobald bei jemandem mit NAFLD eine Fibrose eingetreten ist, gehe dies mit einer eingeschränkten Lebenserwartung einher. „Wir reden in Deutschland von 20 Millionen Menschen, die eine Fettleber und etwa 500.000 Menschen die eine Leberzirrhose haben.“ Fünf bis zehn Prozent von ihnen werden an den Folgen der Leberzirrhose sterben. Nicht bei allen diesen Menschen sei eine Biopsie möglich, und nicht jede Fettlebererkrankung entwickelt sich zu einer Steatohepatitis. Nur mit nichtinvasiven Methoden ist deshalb eine sinnvolle Risikostratifizierung bei NAFLD machbar. Dazu hat die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) Empfehlungen herausgegeben. Risikostratifizierung bei NAFLD Der Algorithmus in der Primärversorgung bei NAFLD sieht zunächst die Bestimmung des FIB4-Scores oder den NAFLD-Fibrose-Score (NFS) vor. Der FIB4-Score lässt sich zum Beispiel anhand weniger Standard-Laborparameter (AST, ALT, Thrombozyten) errechnen. Bei hohen FIB4-Werten wird die weitere Abklärung, unter anderem per Elastografie empfohlen. Derzeit gibt es drei Elastografie-Techniken: In vielen modernen Sonografie-Geräten stehen bereits die Optionen der Punkt-Schwerwellen-Elastografie sowie der 2D-Schwerwellen-Elastografie zur Verfügung, für die Messungen sind Basiskenntnisse im Leberultraschall erforderlich. Für die transiente Elastografie (Fibroscan®) muss ein eigenes Gerät angeschafft werden. Da den Elastografiemethoden unterschiedliche physikalische Prinzipien zugrunde liegen (Schwerwellenanregung mechanisch, akustisch oder durch sequentielle Push-Pulse), werden die Messwerte mit unterschiedlichen physikalischen Einheiten (kPa, m/s) angegeben. Biopsie: nicht immer verzichtbar, aber mit Limitationen Die histologische Befundung aus Leberbiospien bleibt dennoch in bestimmten klinischen Situationen unverzichtbar, wie Dr. Peter Hunyady vom Universitätsklinikum Frankfurt am Main deutlich gemacht hat. Indikationen sind zum Beispiel der Verdacht auf ein Malignom, eine mögliche Leberbeteiligung bei systemischen Erkrankungen oder die Unterscheidung einer Autoimmunhepatitis von einem medikamentös-toxischen Leberschaden. Eine wichtige Limitation der Biopsie ist, dass nur ein sehr begrenzter Anteil des Gewebes erfasst wird – nach Angaben von Hunyady etwa 0,002 Prozent. Selbst bei diffusen Lebererkrankungen können die Veränderungen regional heterogen sein. Hinzu kommt eine gewisse Variabilität in der Befundung seitens der Pathologen, die künftig mit Computer/Machine-learning-gestützten Befundungsmethoden reduziert werden soll. Außer Schmerzen sind Blutungen eine der wichtigsten Komplikationen bei Leberbiopsie mit Blutungsraten zwischen 0,1 und 4,6 Prozent, erklärte Hunyady. Transiente Bakteriämien mit cholangiogenem Fokus kommen bei 6 bis 14 Prozent der Patienten nach Biopsie vor. Alle Beiträge vom DGIM-Kongress 2023 finden Sie hier im Dossier zur Veranstaltung. Quelle: Ärzte Zeitung

Springer Medizin

Wie steif ist die Fettleber? – Risikoermittlung per Elastografie

Weiterführende Themen

Magen-Darm-Erkrankungen in der Hausarztpraxis

Springer Medizin

Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu diesem Inhalt zu erhalten

Weiterführende Themen

Magen-Darm-Erkrankungen in der Hausarztpraxis